Sonntag, 9. August 2009

A weekend to remember...

Dieses Wochenende fand das "Noho Marae" statt. Ein Marae ist ein maorischer Gebäudekomplex, mit Möglichkeiten eine Gemeinschaft und ihre Besucher unterzubringen und zu verpflegen. Das "Noho Marae" wird alljährlich vom International Student Support Service (ISSS) der AUT veranstaltet und soll den internationalen Studenten dazu dienen, die Maori-Kultur und sich untereinander kennenzulernen.
Dieses Jahr waren wir mit über 100 Leuten die größte Gruppe, die je am Noho Marae teilgenommen hat. Es waren ca. 10 Nationen von Mexiko über Kenia bis Polen und Indien vertreten und am Ende waren wir fast wie eine kleine große Weltfamilie. Ich muss allerdings dazu sagen, dass dieses Fest offenbar sehr beliebt bei den deutschen Studenten ist und es somit auch nicht verwunderte, dass wir mit 57 Leuten fast die Hälfte aller Teilnehmer ausgemacht haben. Das wird sich allerdings mit Sicherheit nächstes Jahr ändern (siehe Nachtrag). Ich habe viele interessante Menschen kennengelernt und gut gefeiert. Aber genug der Vorrede, kommen wir zum Programm:
Freitag:
Zunächst fand ein "Powhiri" (Willkommenszeremonie) statt in der uns die Maori im Wharenui (=Versammlungshaus; das Wh am Anfang wird eher wie ein F ausgesprochen) willkommen gehießen haben. Dazu gab es ein wenig traditionellen Gesang und der Poi und der Haka wurden vorgeführt. Danach wurden uns ein paar Verhaltensregeln erklärt, zum Beispiel dass man im Wharenui nichts essen (nicht einmal Kaugummi kauen) oder trinken und keine Schuhe tragen darf und dass der Kopf der heiligste Teil des Körpers ist und man deshalb seinen Kopf nicht auf den Tisch legen oder sich nicht auf ein Schlafkissen setzen darf.
Danach fand das sogenannte "pot-luck dinner" im Wharekai (=Speisesaal) statt. Dafür musste jeder Teilnehmer eine für sein Land typische Mahlzeit vorbereiten und mitbringen Diese wurde dann am Buffet aufgebaut und jeder konnte sich dann bedienen. Und was haben die berliner Jungs gemacht? -Natürlich Buletten!
Da der Familiengedanke bei der gesamten Veranstaltung ganz groß geschrieben wurde und wir an diesem Wochenende als Teil der Maori-Familie betrachtet wurden, fand nach dem Essen ein kleines Gruppenspiel, bei dem jeder seine Familie finden musste, statt:
Jeder bekam eine Karte auf der folgendes auf maorisch geschrieben stand (man durfte die Karte niemandem zeigen):
Frei übersetzt (Zeile für Zeile):
1. Ich grüße dich.
2. Wie heißt du?
3. Ich heiße ... .
4. Welcher Familie gehörst du an?
5. Ich gehöre der grünen Familie an.

Alle sollten dann mit ihrer Karte loslaufen und die Mitglieder seine Familie finden. Dabei durfte nur maorisch gesprochen werden. Das hat dann schon erst mal für eine sehr gemeinschaftliche Stimmung gesorgt.
Danach war free-time angesagt und wir mussten ein weiteres Mal feststellen, dass Maori äußerst trinkfest sind... Eine direkte Folge dieses Abends war die erste künstlerische Darbietung der internationalen Studenten (vorwiegend der Männer) in Form eines gemeinschaftlichen Schnarchkonzerts im Wharenui.
Unser Schlafplatz im Wharenui
Samstag
Nach ca. vier Stunden Schlaf haben wir uns frisch und munter, um 7.30 Uhr während die meisten noch schliefen, aus unseren Schlafsäcken gepellt und sind in unsere Butze geschlendert, um uns zu duschen, umzuziehen und eine kleine Feierspätfolgenkontertablette einzunehmen. Um 9.00 Uhr gab es Frühstück und danach fing das Noho Marae erst richtig an:
Stick Game
Zuerst wurde uns das stick game gezeigt. Hierbei sitzen sich zwei Spieler gegenüber und müssen eine bestimmte Choreographie mit zwei kurzen Stöcken durchführen, während sie ein Lied singen. Dabei kommt es vor allem auf die Hand-Augen Koordination an, da man sich im Laufe des Spiels mehrmals die Stöcke zu werfen muss. Das sieht dann so aus:
Piriponotia
Als nächstes haben wir ein maorisches Liebeslied namens "Piriponotia" gelernt. Dabei kam man sich ein wenig vor, wie im Musikunterricht in der 1. Klasse, aber es hat sehr viel mehr Spaß gemacht. Ich glaub wir mussten das Lied im Laufe des Tages noch ca. 3.325.423 mal singen und trotzdem kann ich den Text immer noch nicht auswendig.
Haka und Poi
Nach dem Mittagessen wurde den Männern der Haka und den Frauen der Poi beigebracht. der Poi ist ein traditioneller Tanz der ursprünglich dazu diente, Krieger zu trainieren. Heute wird er auptsächlich von Frauen zur Schau getanzt. Dabei wirbelt man eine Art Bommel durch die Gegend und versucht halt die Bewegung so geschmeidig wie möglich aussehen zu lassen...
Der Haka ist der maorische Kriegstanz, den Männer tanzen bevor sie in die Schlacht ziehen. Dabei werden die Krieger auf das bevorstehende Gemetzel vorbereitet und im Idealfall wird der Gegner eingeschüchtert. Heutzutage wird der Haka auch getanzt um Danke zu sagen, jemanden zu unterstützen oder herauszufordern.
Wir haben den "Ka Mate", den wohl bekanntesten Haka, gelernt. Er wurde 1820 von einem Häuptling der Maori geschrieben, um seiner Freude Ausdruck zu verleihen, dass er seine Gegner besiegt hat.
Uns die knappen 2 Minuten Choreographie und Text beizubringen hat ca. 2 Stunden gedauert und war super anstrengend. Vom ganzen auf die Arme und Beine klatschen hatten viele teilweise blaue Flecken und rote Abdrücke. Ich hab jedenfalls blaue Flecke am rechten Arm, geschwollene Fingerknöchel und üblen Muskelkater. Ich denke mal, der Haka wird uns in Zukunft sehr gut als Frühsport dienen...
Wie das ganze am Ende bei uns aussah, zeige ich euch im Laufe der nächsten Tage, wenn das Material bei mir ankommt (habe selber nicht gefilmt, weil schon ca. 10 Leute Kameras laufen hatten).
Nach einer Stunde Pause und intensiven Lernens haben wir dann am frühen Abend alle gemeinsam zunächst das stick game gespielt, dann im großen Chor "Piriponotia" gesungen und anschließend den Poi und den Haka vorgeführt. Danach waren alle Männer (oder zumindest all jene, die alles gegeben haben) erst mal heiser und völlig im Eimer.
Hangi
Um Energie für die Nacht zu tanken (um später noch vernünftig tanken zu können) fand am Abend ein Hangi, das traditionelle maorische Gelage, statt. Es gab alle möglichen Sorten Fleisch, violette Kartoffeln (die extrem lecker waren) und diverse Salate. Auf jeden Fall hat das so ziemlich jeden Diät-Plan gesprengt...
Danach sind dann die meisten in die Bar auf dem Campus gegangen um zu feiern. Verständlicherweise waren alle extrem fertig und so wollte die Party nicht so richtig in Schwung kommen. Das änderte sich allerdings schlagartig als die feierwütigen, nicht tot zu kriegenden Maori eingetroffen sind und ein Lied nach dem anderen angestimmt haben. Was also als entspanntes den-Tag-ausklingen-lassen begann, endete abermals darin, dass wir wieder nur fünf Stunden Schlaf hatten.
Jetzt ist es bereits 23.00 Uhr und ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass es diesmal eine ganze Weile gedauert hat, diesen Eintrag zu verfassen. Ich hab jetzt auch keine große Lust nochmal drüberzulesen - um genau zu sein, weiß ich nicht mal mehr genau, was ich am Anfang geschrieben hab. Wird also für mich morgen auch eine interessante Lektüre. Ihr wisst ja: wer Fehler findet, kann sie behalten...

P.S.: Fotos und Videos werden nachgeliefert. Wie schon erwähnt, hatten so viele Leute Kameras dabei, dass ich mich entschieden habe meine nicht die ganze Zeit mit mir rumzutragen.

~ Rob

2 Kommentare:

  1. Der Haka sieht ziemlich furchteinflößend aus. Wahrscheinlich werden sie Euch zu Abschreckungszwecken dabehalten und zu Ehren-Maories machen.
    Du könntest Deine Wirkung allerdings noch verstärken, wenn Du wie Dein Nebenmann mehr mit der Zunge arbeitest.
    Wird es auch noch einen deutschen Volkmusikabend geben? Vielleicht mit 'Stachelschweine' und zugeschalteten Declamatouristen??
    Liebe Grüße, die Ma

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  2. NB: Die Fehler behalte ich weisungsgemäß...Ma

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