...fühlte ich mich, während wir die letzten 5 Tage durch Northland gereist sind. Auckland ging mir auch so langsam auf den Wecker - ist halt doch nur eine Stadt und nicht das, was ich mir unter Neuseeland vorgestellt habe. Kleinere Eindrücke von der Landschaft Neuseelands konnte man zwar hier und da schon einfangen, als wir kleinere Ausflüge in und um Auckland unternommen haben, das wirkliche Wildnisgefühl wollte dabei aber nie so recht aufkommen.
Es war also an der Zeit mal aus der Stadt zu kommen und so fanden wir uns in einer kleinen Gruppe zu sechst ein und beschlossen, die erste Woche der Semesterpause nach Norden zu fahren. Unsere Fahrgemeinschaft bestand aus Marcel und Louise, die ein Stockwerk unter uns wohnen und das Auto gestellt haben, Daniel und Celina, mit denen wir auch schon am Gulf Harbour waren und eben aus Sven und mir. Das Picasa-Album zum Trip findet ihr
hier. Am Montag ging's los und die Route sollte wie folgt aussehen:
Tag 1 - Whangarei07.09.09 - Montag:
Ziemlich genau zur Mittagszeit fuhren wir los, nachdem wir uns mit dem Nötigsten an Nahrungsmitteln eingedeckt hatten. Unser erstes Ziel war Whangarei an der Ostküste, ca. 160km nördlich von Auckland. Dort trafen wir gegen 15.00 Uhr ein und errichteten zunächst unser Nachtlager auf einem sehr schönen kleinen Zeltplatz in der Nähe der Whangarei Wasserfälle. Mein neues Zelt, dass ich für knapp 50$ (~25€) im Warehouse gekauft hatte, ließ sich schnell in nicht einmal 5 Minuten aufstellen. Einen Sturm oder kräftigen Regen möchte ich darin zwar nicht erleben, aber für normale Witterung sollte es reichen.
Nachdem alles soweit geregelt war, machten wir uns auf den Weg zum Wasserfall, der laut einheimischer Meinung wie folgt charakterisiert wird (frei übersetzt):
"Die Wasserfälle von Whangarei sind wie Paris Hilton: sie sind nicht besonders schön und können auch sonst weiter nichts, trotzdem ist es die meistfotografierte Attraktion hier..."Whangarei Falls
Er ist tatsächlich nicht besonders hoch, aber zumindest der anschließende Rundwanderweg durch den Urwald war doch sehr schön, zumal gerade die Sonne unterging, während wir im Dschungel waren.
Sonnenuntergang im Dschungel Leider hatten wir uns für den falschen Ausgang aus dem Wald entschieden was dazu führte, dass unser Rückweg länger als geplant durch die nächtlichen Straßen von Whangarei führte. Leider ist das Nahverkehrsnetz in Neuseeland nicht besonders gut (um es einmal diplomatisch auszudrücken) und so hatte auch der Versuch, auf einen Bus zu warten, keinen Erfolg.
Unseren ersten Abend feierten wir gebührend mit einem kleinen BBQ und ließen den Tag bei gegrillten Lammkoteletts und Marsh Mellows ausklingen.
Tag 2 - Whangarei -> Paihia08.09.09 - Dienstag:
Gegen 10.00 Uhr morgens machten wir uns auf den Weg nach Paihia. Vorher bogen wir allerdings noch einmal kurz ab, da wir von Höhlen in der Nähe gehört haben, die man auf eigene Faust erkunden kann und in denen es Glühwürmer (ja wirklich Würmer, nicht zu verwechseln mit den leuchtenden Käfern, die es bei uns gibt) geben soll. Nach einem kurzen Stück Wanderung kamen wir auch tatsächlich an diesen Höhlen an und wagten uns ins dunkle Ungewiss. Interessanterweise standen die Höhlen teilweise Kniehoch unter Wasser, was die ganze Geschichte sehr abenteuerlich machte. Dieses Abenteuer (und die ein oder andere Beule von den auf Kopfhöhe in die Höhle ragenden Felsen) auf uns zu nehmen, zahlte sich allerdings wirklich aus: Als wir die Taschenlampen ausmachten bot sich uns ein wunderschönes Naturschauspiel an der Decke der Höhle. Unzählige Glühwürmer hingen dort und verwandelten die Höhlendecke in einen grün leuchtenden Sternenhimmel. Leider stieß meine Kamera hier an ihre Grenzen und ich konnte das nicht aufnehmen. Auf dem Video, dass ich noch nachliefere kann man die Sterne allerdings erahnen.
In der dunklen Glühwurm-Höhle Gegen Mittag ging es dann gen Paihia. Paihia liegt an einer der schönsten Buchten der Welt, der Bay Of Islands, welche viele kleine einsame Inseln beherbergt.
Hier trafen wir am frühen Nachmittag ein und gönnten uns zunächst eine schöne Portion Fish'n'Chips. Frisch gestärkt und voller Tatendrang suchten wir die nächste Touristeninformation auf und erkundschafteten was wir hier gern machen wollen. Am Ende einigten wir uns darauf, eine Delfintour zu machen und dann weiter zu sehen. Da gerade keine Hauptsaison ist, gab es sehr lukrative Rabatte auf die Tour und so kostete sie nur 75$ inkl. der Garantie auf jeden Fall Delfine oder Wale zu sehen und der Möglichkeit bei geeigneten Bedingungen mit diesen zu schwimmen (kostet allerdings 30$ extra). Ein weiteres verlockendes Angebot ließ nicht lang auf sich warten: Ein Fallschirmsprung direkt über der Bay Of Islands bei untergehender Sonne...Ich brauchte ca. 2 Sekunden, um mich dafür zu entscheiden. Marcel brauchte genauso lange, bei Louise hat es gedauert, bis wir beim Briefing am Flugplatz saßen. Der Sprung aus 12.000Ft kostete 225$ was verglichen mit deutschen Preisen ziemlich günstig ist - und das ganze vor atemberaubender Kulisse.
Ich brauch euch sicherlich nicht erzählen, dass ich kurz vor dem Sprung mal wieder echt die Hose voll hatte und so sehe ich auch wieder sehr lustig aus auf meinem Adrenalintrip (Video wird nachgeliefert). Auf jeden Fall war das nochmal sehr viel heftiger und schöner als der Bungy Jump.
Danach haben wir uns bei nem Bier noch ein wenig auf dem Flugplatz von unserem Adrenalinrausch erholt und entspannt den Sonnenuntergang beobachtet. Der Rest der Gruppe hatte sich derweil schon auf den Weg gemacht, einen Campingplatz für heute Nacht zu organisieren. Das ist ihnen auch sehr gut gelungen und so campierten wir in den nächsten 2 Tagen an den Wasserfällen von Haruru.
Tag 3 - Paihia09.09.09 - Mittwoch:
Früh um 8.45 Uhr bestiegen wir das Boot, dass uns mit auf Erkundungstour durch die Bay Of Islands und zum Delfinegucken mitnahm. Schon nach kurzer Zeit kamen auch schon die ersten Meeressäuger in Sicht und sind mit dem Boot mit geschwommen. Leider war die See sehr rau und die Delfine hatten Jungtiere dabei, was es uns verwehrte mit den Delfinen zu schwimmen.
Danach ging die Fahrt weiter zum "Hole in the Rock", einem riesigen Felsen mit einem riesigen Loch, was wir dann auch durchschifften. Später machten wir Halt auf Urupukapuka Island, auf der man auch campen kann, wenn man die absolute Abgeschiedenheit (zumindest außerhalb der Hauptsaison) sucht. Eine halbe Stunde konnte man sich die Beine vertreten und die Füße im kristallklaren Wasser der Bucht baden:
Urupukapuka IslandNach vier Stunden Fahrt ging es dann zurück nach Paihia, wo wir gemütlich in einem kleinen Restaurant am Pier Steaks und Fish'n'Chips gegessen haben. Nachdem wir uns um Nahrung für's Abendbrot gekümmert haben, haben wir uns Kajaks ausgeliehen und sind von den Haruru Falls aus zum Hafen gepaddelt. Abends haben wir dann ein festliches Abendmahl am Lagerfeuer abgehalten und haben später beim Rauschen des Wasserfalls entspannt geschlafen.
Tag 4 - Cape Reinga10.09.09 - Donnerstag:
Am Donnerstag haben wir uns dann zum eigentlichen Ziel unserer Reise bewegt: Cape Reinga. Nicht ganz der nördlichste Punkt Neuseelands, aber was soll's. Auf dem Weg dorthin haben wir am Strand von Rarawa halt gemacht. Hier waren wir ganz allein an einem wunderschönen Strand mit schneeweißem Sand:
Rarawa BeachDanach ging es zu den gigantischen Sanddünen an der Westküste kurz vor Cape Reinga. Das ist schon ein sehr merkwürdiger Anblick, wenn man aus dem Wald Richtung Küste fährt und plötzlich riesige Dünen, wie in der Wüste, vor sich hat.
Giant Sand Dunes In Cape Reinga angekommen, kann man das nächste erstaunliche Naturschauspiel bewundern. Hier trifft nämlich der Pazifische Ozean auf die Tasmanische See. Man kann direkt eine Art Linie sehen, wo sich die beiden Meere treffen, da das Wasser des Pazifiks dunkler als das der Tasmanischen See ist.
Cape Reinga hat für die Maori eine besondere Bedeutung. Einerseits ist das Zusammentreffen dieser beiden Meere ein Symbol für die Zusammenkunft von Mann und Frau und den Beginn neuen Lebens. Andererseits ist Cape Reinga der Ort, an dem die Seelen ihre Reise nach Hawaiki (Unterwelt) antreten. Das ganze Kap hat eine sehr eigene Atmosphäre mit schroffen Felsen und sanften grünen Hügeln, umgeben vom Urwald. Auf dem nächsten Foto kann man die Felsen und im Hintergrund die Dünen sehen (aufgenommen Richtung Westen):
Cape Reinga
Nun war es auch schon wieder Zeit, den Heimweg anzutreten. Sven hatte den Tipp bekommen, in einem Hostel namens "Tree House" in Kohukohu die Nacht zu verbringen. Die Straße dorthin schlängelt sich in engen Kurven durch tiefsten Urwald und so liegt auch das Hostel direkt im Wald. Wir kamen dort so gegen 22.30 Uhr an und hatten nichts Besseres zu tun, als einen kleinen Naturpfad durch den nächtlichen Dschungel entlangzuwandern. Das war zwar schon ein wenig unheimlich, da es im Wald absolut still war aber am Ende auch echt schön, weil wir Tiere gesehen haben, die man sonst am Tag nicht zu Gesicht bekommt. Nein, leider keinen Kiwi, dafür aber riesige Insekten und Spinnen.
Das "Tree House" kann ich nur empfehlen: warme Duschen, komfortable Cottages, ein Zeltplatz und ein sehr schön eingerichtetes Dorm (Schlafraum). Wir haben im Dorm übernachtet und waren, dank Nebensaison, die einzigen Gäste dort. Eindrücke vom Tree House gibt's dann später im Video.
Tja, das war dann auch schon die Rundreise durch Northland. Zum Schluss gibt's noch ein Bild von einer Blume, die hier überall wächst. Vielleicht weiß ja einer, wie die heißt?
Hübsche Blume
Tag 5 - Auckland
11.09.09 - Freitag:
Am letzten Tag sind wir dann mit der Fähre nach Rawere übergesetzt, um uns etwas Weg zu sparen und haben unseren Heimweg nach Auckland angetreten. Auf dem Weg haben wir dann noch dem ältesten lebenden Kaori-Baum Neuseelands (ca. 2000 Jahre alt) einen Besuch abgestattet.
Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen, was für ein schönes Land Neuseeland ist und wie sehr ich mich auf das Semesterende freue, wenn ich mich auf den Weg Richtung Südinsel mache.
~Rob