Eigentlich bin ich ja mit meiner guten alten Sony H1 sehr zufrieden und man kann nicht behaupten, ich hätte nicht ziemlich gute Fotos aus ihr rausgeholt. Aber mit der Zeit lernt man dann doch ziemlich schnell die Grenzen einer solchen Kamera kennen und so wuchs nach und nach der Wunsch nach einer digitalen Spiegelreflexkamera.
Ich habe wochenlang mit mir gehadert, ob ich diese nicht unbeachtliche Investition wagen möchte, welche Anforderungen ich überhaupt an eine Kamera habe, wie viel ich ausgeben möchte und ob sich die ganze Sache am Ende überhaupt lohnt. Währenddessen habe ich stundenlang auf Seiten wie
dpreview.com und
photo.net recherchiert, Testberichte und Foren gelesen um letztendlich eine Entscheidung treffen zu können. Und so entschied ich mich für eine Olympus E-620. Vor drei Wochen habe ich sie dann auch gleich bestellt.
Bei Investitionen dieser Art ist es immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie einfach man doch manchmal seinen Kopf ausschalten kann. Man füllt so langsam seinen online-Warenkorb, denkt sich die ganze Zeit: "Naja ist ja noch nicht gekauft, willst das jetzt wirklich machen? Das schöne Geld..." Plötzlich verstummt diese Stimme und wenn man das nächste Mal aufwacht, liest man plötzlich die Aufforderung, seine Kreditkarten- und Adressdaten noch einmal zu überprüfen. Bevor man dann realisiert, dass man gerade dabei ist einen eigentlich aus reiner Leidenschaft beschlossenen Einkauf zu tätigen, hat man auch schon auf "Bestätigen" geklickt. Und wie es die unvernünftigen Invasoren aus der Bauchregion so machen, ziehen sie sich nach geleisteter Arbeit leise kichernd in ihr zu Hause zurück und lassen das Gehirn in zweifelndem Chaos zurück. "War das jetzt wirklich nötig? Ist es genau diese Kamera? Hätte nicht die alte Kamera noch gereicht?" flüstert es dann in Nachahmung der mütterlichen Stimme durch die Hallen der Vernunft.
Bloß gut, dass ich das Glück hatte auch mit einer männlichen Bezugsperson aufzuwachsen und so schafft es die väterliche Stimme in diesem Fall sehr gut, die mütterliche Sorge mit Worten wie "Hey, tolle Kamera! Besser als hätte er das Geld in einer Bar gelassen..." zu beschwichtigen. So war die einzige verbleibende Sorge, ob die Lieferung reibungslos verlaufen würde.
Diese sollte mich dann auch drei Wochen quälen:
Zunächst erhielt ich nach anderthalb Wochen einen Brief, dass der Zoll mein Paket durchleuchtet hat und ich die Freigabe klären solle. Da fiel der erste kleine Stein von meinem Herzen in dem Wissen, dass zumindest sich die Kamera zumindest im gleichen Land wie ich befindet. Also hin zum Zoll und nachdem ich der netten Zollbeamtin klarmachen konnte, dass ich die Kamera wieder ausführe, brauchte ich nur die Mehrwertsteuer als Pfand dalassen, um die Kamera zu befreien. Das Pfand darf ich mir dann wieder abholen, wenn ich nach Hause fliege und die Kamera im Gepäck habe. Nach Aussage der Beamtin, sollte die Lieferung 2-3 Werktage dauern und es folgten 3 von Vorfreude geschwängerte Nächte in denen ich schlecht schlafen konnte. Als die Kamera dann nach 6 Tagen immer noch nicht da war, wurde ich dann langsam ungeduldig und rief bei der Post an. Dort fand ich, nachdem ich einmal quer durch das Postsystem weitergeleitet wurde, heraus, dass die Kamera geliefert wurde aber keiner zu Hause war. Offenbar ist es hier nicht üblich in einem solchen Fall eine Notiz zu hinterlassen. Vorgestern habe ich sie dann jedenfalls abgeholt und zu Hause ausgepackt, nur um mich von all den fremden Knöpfen und kryptischen Abkürzungen für unbekannte Funktionen überwältigen zu lassen. hier ist das gute Stück (geschossen mit der Sony...hier hab ich mal wieder gemerkt, wie schwer es ist unter schwierigen Lichtverhältnissen gute Bilder mit ihr zu schießen - hat meine Entscheidung nur noch bestärkt):
Meine neue KameraIch musste sie natürlich gleich ausprobieren und welches Motiv bietet sich dafür wohl besser an, als man selbst?
Geschossen mit dem eingebauten Art-Filter "Schwarz-Weiß Film"Gestern Abend fand in Auckland die "Telecom Light Nights" statt. Das war natürlich die Gelegenheit, die Kamera auf ihre Fähigkeiten in schwierigen Lichtverhältnissen zu testen. Ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen und es ist beinahe unglaublich, was eine vernünftige Bildstabilisierung und gute ISO-Performance ausmachen. Die Aufnahmen hätten jedenfalls mit der Sony nicht stattgefunden:
Ferry Building bei der "Telecom Night Lights"
Fazit: Ich bin froh, die Kamera gekauft zu haben und ich danke meinen Eltern, dass sie mich in dieser Entscheidung unterstützt haben.
~Rob